Pacific Crest Trail

Vorbereitungen I

Jörg | 18.11.2017 Minuten Lesezeit

Nun endlich mal was zum Stand der Vorbereitungen, da ist ja schon eine Menge passiert!

Ich will hier nicht im Stil vieler “Thru-Hiker”-Kollegen Tipps und Tricks rund um den PCT von mir geben oder mit endlosen “Gear Reviews” (Besprechungen der Ausrüstung) langweilen. Ein paar Begebenheiten beim Überwinden der formalen Hürden sind aber doch einigermaßen erzählenswert.

Visum

Da ist zunächst mal das notwendige Visum für einen längeren Aufenthalt in den USA. Nachdem Mr. Trump zum amerikanischen Präsidenten gewählt wurde, dachte ich, es wäre vielleicht besser, das mit dem Visum klar zu machen, bevor er auch noch an den Bestimmungen für deutsche Antragsteller rumdreht. Außerdem kann sich der ganze “Visa Application Process” ganz schön in die Länge ziehen. Daher habe ich das Ganze schon im Februar durchgezogen.

Man muss zunächst über das Internet ellenlange Formulare ausfüllen, in denen man u.a. bestätigen muss, dass man keine Bomben legen oder mit Drogen handeln will. Dann muss man tatsächlich persönlich in einem Konsulat antreten und in einem Interview darlegen, was man in den USA will und vor allem glaubhaft machen, dass man vor hat, auch wieder auszureisen. So fuhr ich also eines frühen Morgens nach Frankfurt und brachte die ganze Geschichte nach nur relativ kurzer Wartezeit hinter mich. Manchen Berichten im Internet zu Folge und angesichts des sehr geräumigen Wartesaals im Konsulat nimmt das wohl ganz andere Dimensionen an, wenn die Hauptreisezeit naht und die Leute sich auf den letzten Drücker massenhaft um ihr Visum kümmern.

Das Interview selbst war recht kurz und knapp, in meinem Alter war ich wohl relativ unverdächtig, heimlich doch einwandern zu wollen, und nach dem ich die Frage, ob ich etwas Ähnliches wie den PCT schon mal gemacht hätte mit Ja beantworten konnte (siehe meinen Jakobusweg 2007), wurde mein Visum prompt genehmigt. Damit war dann schon mal einer der größten potenziellen Showstopper aus dem Weg geräumt.

Von der Arbeit frei bekommen

Meine Chefs haben, wenn auch angesichts der Länge ein bisschen zähneknirschend, meinem Wunsch nach einer weiteren längeren Auszeit akzeptiert und einen unbezahlten Urlaub von 5 Monaten genehmigt. Dazu kommt dann noch ein Monat Jahresurlaub, die Hälfte davon noch nicht genommene Tage in diesem Jahr.

Das Permit

Der 2.650 Meilen lange Pacific Crest Trail durchquert  25 geschützte Gebiete und 7 National Parks, für die man jeweils eine Erlaubnis braucht. Um das Leben der Thru-Hiker zu erleichtern, bietet die Pacific Crest Trail Association (PCTA), eine Non-Profit-Organisation, die sich um den Erhalt des PCT kümmert, Permits an, die für die Gesamtstrecke gültig sind und einen quasi als Thru-Hiker qualifizieren (fast möchte man das mit dem “Credencial” für den Jakobusweg vergleichen).

Diese Permits sind allerdings an ein bestimmtes Startdatum gebunden und um den Weg vor allzu starkem Ansturm von Hikern zu schützen, vergibt die PCTA nur maximal 50 solcher Permits pro Tag. Damit baut sich für den angehenden Thru-Hiker eine weitere Hürde auf: ohne Permit kein PCT (jedenfalls nicht legal).

Die Permits werden natürlich online über die Webseite der PCTA vergeben, in den letzten Jahren immer erst im Januar. Da der Server jedes Mal ziemlich überlastet ist, wird die Bewerbung um ein Permit mit dem persönlichen Wunschstartdatum zum Glücksspiel. Auch wenn für die Vergaberunde für 2018 Besserung versprochen wurde und der Termin auf den 01.11.2017 vorverlegt worden war, hatte ich ziemlich Bammel, dass ich leer ausgehe und es mit dem PCT 2018 nichts wird. Um die Chancen zu verbessern habe ich meinen Sohn (der dann auch noch von meiner Schwiegertochter unterstützt wurde) und meinen Schwiegersohn gebeten, rechtzeitig zur Freigabe der Bewerbungsseite am Rechner zu sitzen und die mir passenden Tage zu blockieren. Es kam aber auch diesmal, wie es kommen musste: nach wenigen Minuten war der Server so langsam, dass man gar nicht weiter kam oder es Abbrüche wegen Zeitüberschreitung gab und man von vorne anfangen musste. Am schnellsten war mein Sohn, der nach 2 vergeblichen Anläufen die einzelnen Bewerbungsformulare ausfüllen und sich bis zur Bestätigungsseite durchklicken konnte, bevor es wieder zum Abbruch kam. Trotzdem gab es dann noch eine bange 3/4 Stunde, weil die E-Mail mit der Bestätigung, dass die Bewerbung angekommen ist, ausgeblieben ist. Nach zwei Nachfragen über das Kontaktformular der Seite und per E-Mail und weiterer Wartezeit kam dann die erlösende E-Mail von der PCTA: “We’ve received your PCT permit application” mit dem gewünschten Starttermin 06.04.2018, also dem Freitag in der Woche nach Ostern. Mein Schwiegersohn meinte abschließend: “Das war ja spannender als ein Krimi!”

Die PCTA prüft dann die ganzen eingegangenen Bewerbungen und bestätigt sie endgültig per E-Mail. Dies hat dann noch mal 2 Wochen gedauert, so dass ich erst seit Donnerstag ganz sicher sein kann, am 06.04.2018 am Startpunkt, dem Southern Terminus direkt am Grenzzaun zu Mexiko, losgehen zu dürfen.

Gestern habe ich daraufhin auch gleich die Flüge gebucht, los geht’s am 04.04.2018 ab Flughafen Frankfurt (FRA). An den beiden Tagen (und Nächten) in San Diego kümmern sich mit überwältigender Großzügigkeit sogenannte “Trail Angels”, das sind Menschen, die selbst u.a. den PCT gegangen sind und die dabei erfahrene Hilfsbereitschaft an uns Neulinge weitergeben. Sie holen die angehenden Hiker vom Flughafen ab, beherbergen jede Nacht bis zu 35 davon auf ihrem Grundstück und in ihrem Haus und fahren die Startenden am frühen Morgen zum Southern Terminus. Dafür habe ich mich auch gleich gestern angemeldet und über Nacht kam bereits die Bestätigung aus San Diego.

Soweit also der Stand der Vorbereitungen, nun sind noch einige formale Dinge zu regeln (Auslandskrankenversicherung etc.), die restliche Ausrüstung (“Gear”) muss beschafft und ausprobiert und die Etappen grob geplant werden und ich muss wieder mehr (mit dem Rucksack auf dem Rücken) laufen, um meine Knie zu überzeugen, dass alles halb so schlimm und auf jeden Fall “doable” ist…

« Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag »