Eisenach-Budapest 2024

Tag 23: Pobershau - Seiffen

Jörg | 12.06.2024 Minuten Lesezeit

So so, “Spielzeugdorf Kurort” Seiffen, naja. Alles ganz “authentisch”, überall stehen diese Schwibbögen rum (zum Teil erleuchtet am helllichten Tag) und auch Weihnachtsmänner und -pyramiden. Alles voll touristisiert, man meint, nächste Woche ist erster Advent.

Höhen und Tiefen

Zu Beginn war der Weg richtig schön und führte u.a. an diesem “Kunstgraben” vorbei,


der 1678 bis 1680 gebaut wurde, um Wasser aus der Schwarzen Pockau zu den Gruben zu führen. Bei der Besichtigung gestern war in einem Schacht ein Wasserrad zu sehen, das von oben angetrieben wird und Pumpen antreibt, die das Wasser aus der Tiefe der Grube herauspumpen. Diese Wasserräder hatten einen Durchmesser bis zu 12 Metern!

Eventuell waren unter dem Weg weitere (nicht sichtbare) Spuren vom ehemaligen Bergbau, denn die ganzen Stollen haben insgesamt wohl eine Länge von 25 km. Dabei sind die Bergleute damals nur rund 3 cm pro Tag vorangekommen, echter Wahnsinn.

Der Weg ging dann runter zur Schwarzen Pockau,


um dann natürlich mit heftiger Steigung auf der anderen Seite das Tal wieder zu verlassen.

Eine Weile später ging es dann wunderschön an einem Bachlauf entlang


Diese Wegabschnitte gehören wirklich zu den schönsten bisher.

Komischerweise kommt es öfter vor, dass nach einem besonders schönen Wegstück das genaue Gegenteil folgt. Die Durchquerung von Olbernhau war ja noch einigermaßen geschickt gemacht, auch wenn wegen des Blicks zurück (dabei heißt es doch eigentlich: never look back!?)


ein ganz schöner Umweg mit einer Reihe von Extrahöhenmetern in Kauf zu nehmen war.

Zwischen den Ortsteilen Grünthal und Hirschberg habe ich dann aber die eigentlich gute Wegmarkierung mit Wegweisern und Schildern an den richtigen Stellen verloren bzw. bin auf einen evtl. altem Wegweiser reingefallen, der in Richtung der Hauptstraße zeigte. Die war recht befahren und nach dem Ortsausgang wurde es echt gefährlich, da zu laufen. Notgedrungen bin ich auf das nicht mehr benutzte Bahngleis neben der Straße ausgewichen, bis ich bei Hirschberg wieder auf dem richtigen Weg war.

Wieder mal zu früh

Der Rest hoch nach Seiffen war dann easy und ich war fast 2 Stunden zu früh am Zielort, bevor ein Check in möglich war. Daher habe ich das heute mal umgedreht und bin erst etwas essen und dann noch einkaufen gewesen, bevor ich das gebuchte Pensionszimmer bezogen habe. Auch nicht schlecht, so muss ich nicht noch mal los, wozu ich auch keine Lust hätte.

Irgendwie genieße ich jetzt einfach noch die letzten gebuchten Übernachtungen, ab Tschechien wird das alles “etwas” anders. Mit Podcasts u.ä. geht die Zeit auch rum (z.B. Martin Sonneborn im Hotel Matze: paff, 2 Stunden) und meinem Körper tut die Ruhe ganz gut.

Status

Knie, Schienenbeine und die rechte Archillessehne mucken so nacheinander immer mal wieder ein bisschen auf, aber bei nur etwa 6 bis 7 Stunden Action am Tag und den Rest Ruhe akzeptiere ich da aber keine größeren Einwände 😉. Wenn ich das mal so mit den ersten 3 Wochen auf dem PCT vergleiche, waren die Tage damals wesentlich härter. Allerdings hatte ich mir da auch schon zwei Zeros (Ruhetage mit 0 km Fortschritt) genehmigt bzw. genehmigen müssen, u.a. wegen doch schon nicht mehr zu ignorierender Tendinites an beiden Schienenbeinen. Ich bin also ganz zufrieden, habe ja keine Eile. Es ist da halt nur so eine gewisse innere Unruhe angesichts der verbleibenden Strecke.

Ausrüstungsmäßig sieht auch alles ganz gut aus. Der neue Rucksack ist echt sehr gut. Bei den Klamotten habe ich ein kleines Problem mit dem Reißverschluss an der Tasche am Hosenbein. In der Tasche habe ich das Smartphone und aus Angst, dass es trotz der zusätzlichen beiden Druckknöpfe rausfällt (ungeschickt wie ich bin, ist das nicht unmöglich), habe ich den immer schön zu und auf und zu und auf gemacht. Nun haben sich auf einem Zentimeter oder so irgendwie die Zähne vom Unterbau gelöst, sehr merkwürdig. Naja, ist aber nicht schlimm, geht auch ohne.

Bei dem Schuhen sieht es erwartungsgemäß traurig aus: keine 600 km und die Sohle ist hinten schon fast fertig. Offenbar lässt auch die Dämpfung schon stark nach, Asphaltlatscherei merke ich doch deutlich. Damit hatte ich früher eigentlich kaum Probleme, naja, vielleicht ist es auch mein fortgeschrittenes Alter.

Ich schleppe ja ein Nachfolgepaar mit, das ich dann wohl schon mal ausprobieren sollte, damit der Umstieg nicht zu Problemen (sprich Blasen) führt. Die neuen Schuhe sind ein komplett anderes Fabrik und ich kann meine orthopädischen Einlagen darin nicht benutzen. Hoffentlich geht das alles gut.

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