Der Flug von Dallas nach Frankfurt war ganz okay, Business as usual. Neben mir saß Max aus Stuttgart, der aus Mexiko zurück kehrte. Wir haben ’ne Weile nett gequatscht, da geht die Zeit schneller rum. Schlafen konnte ich erwartungsgemäß nicht, war aber nicht so schlimm. Noch vor der geplanten Zeit gelandet, war dann etwas ärgerlich, dass das Gepäck ewig nicht beikam. Der Rucksack wäre, zusammengeschnürt wie er war, als Handgepäck durchgegangen, aber wegen der Stöcke riet eine Mitarbeiterin von AA, ihn doch einzuchecken.
Der erste Aufreger war dann die Deutsche Bahn: Riesenschlange vor dem Reisezentrum und den Automaten, kein Support, kein Fahrplan in Sichtweite. Der eine etwas separat stehende Automat wurde dann frei, ich brauchte auf die Schnelle aber drei Anläufe, bis ich den Fahrschein hatte (den dann keiner sehen wollte). Irgendwie wurden nur ICE-Verbindungen angeboten, war mir dann auch recht, allerdings habe ich einen kleinen Hinweis ignoriert, dass der Zug Verspätung hätte. Am Bahnsteig waren das dann 45 Minuten, da war ich schon ziemlich genervt. Es würden dann zwar 30, aber in FFM Hbf. standen wir noch mal über 20 Minuten, wegen “polizeilicher Ermittlungen”. Da ist wohl jemand vor den Zug geraten, also keine Schuld bei der DB. Also habe ich mich wieder abgeregt. In der Zeit hätte es ein Bummelzug auch getan, na egal.
Ich hatte mir schon auf dem Trail bei einem langen Aufstieg (glaube in der Mt. Jefferson Area) geistig vorgestellt, wie ich von Aschaffenburg Hbf. die paar Meilen nach Hause laufe (ein Trick, den ich schon auf dem Jakobusweg angewendet hatte, wenn’s mal zäh war). Und so hatte ich noch eine letzte kleine Etappe, die im vorher üblichen “PCT-Sprech” etwa so zu beschreiben wäre (für Nichtbewohner von Aschaffenburg und Umgebung vielleicht ein bisschen schwer zu verstehen, sorry) ;-) :
Ab Aschaffenburg Central Station, wo ich noch mal ein bisschen resupplied habe (3 Pretzels und 1 Soda) ging der Trail erst mal ein Stück flat und dann leicht downhills. Unterwegs eine Junction mit einem anderen Long Distance Trail

Dann war ein breiter Stream zu überqueren, war aber kein Problem, es gab ’ne Brücke.
Dann ein ganzes Stück flat unter Bäumen und erstaunlich geradeaus

Es waren viele Day Hiker unterwegs, die meisten sprachen Deutsch. Nur zwei kleine Mädels grüßten mit dem gewohnten “Hi!”.
Eigentlich wollte ich am Schoenbusch Lake eine Pause machen, hatte aber keinerlei Geld mehr und ich glaube, die akzeptieren nur Cash. Durch die ganze Durcheinanderesserei und -trinkerei musste ich dann doch tatsächlich ganz dringend und unaufschiebbar in der anschließenden Schoenbusch Wilderness noch ein Cat Hole graben, wie peinlich.
Lustig anzusehen waren ein paar Cabins, die an Hiker Town erinnert haben

Dann ging es viel flat und durch einen Underpass unter einem Highway durch. (Leider keine Trail Magic ;( )

Wie so oft kam dann gegen Ende noch mal ein Aufstieg (ca. 0.3 Meilen lang und 50 feet hoch)

Erschöpft und glücklich erreichte ich dann das Tagesziel: Home, sweet home! :-)
Soweit die Beschreibung ;-), im Ernst gab mir diese letzte Etappe aber so ein bisschen das Gefühl, auf eigenen Beinen zurückzukehren und half, die lästige Fliegerei etwas zu verdrängen. Ich hatte das nach dem Jakobusweg auch gemacht, da hatte mich allerdings Elke begleitet (siehe meinen Blog zum Jakobusweg).
Da ich ja nun nicht 4 Monate lang komplett in der Wildnis unterwegs war und während der Zeros, Neros oder wenn es passte mir auch so mal den (relativen) Luxus eines Motel/Hotel/Resort-Zimmers gegönnt habe, war das Ankommen zu Hause nicht so ein großer Kulturschock, sondern sehr angenehm. Allein schon seine Sachen einfach so auspacken und irgendwo ablegen zu können, ohne Angst haben zu müssen, etwas zu vergessen, wenn’s weiter geht, ist eine große Erleichterung. Ich bin dann am späten Nachmittag auf dem Sofa eingeschlafen, war aber müde genug, um dann gegen Mitternacht in einen tiefen Nachtschlaf zu fallen.
Nun ist das Abenteuer also vorbei, einiges wirkt noch nach und wird es auch noch eine Weile tun, aber die Aussicht auf mehr als einen Monat Freizeit/Freiheit von der Arbeit mit gemütlichem Frühstück, zu Trinken aus dem Kühlschrank oder der Wasserleitung, warmem “real food” auf echtem Geschirr (das danach in die Spülmaschine kommt) und mit Besteck, einem Klo und natürlich zusammen mit meinen Lieben ist einfach großartig und ich genieße es jetzt schon!
Mein Körper holt sich jetzt auch merklich zurück, was ich ihm die ganze Zeit ein bisschen vorenthalten habe. Ein erster Check hat aber gezeigt, dass eigentlich alles ohne große Spuren zu hinterlassen abgegangen ist. Die Füße sehen super aus, keine verlorenen Zehennägel oder Blasen oder so, lediglich dicker gewordene Hornhaut hier und da. Für das linke Knie war es höchste Zeit, dass es jetzt mal Ruhe bekommt, es schmerzt deutlich, aber das ist nicht kritisch und ich hatte das früher schon. Mit Ruhe und Retterspitz wird das sicher bald wieder. Die Stellen am Rücken werden nach ein paar Tagen ohne Rucksack sicher auch bald wieder Ruhe geben. Naja, und durch mehr und wieder geregelteres Essen (und viel Weißbier ;-) ) wird sich auch das Gewicht wieder normalisieren. Gestartet war ich mit knapp 78 kg, heute zeigte die Waage nur noch 66,9…