Pacific Crest Trail

Tag 71: Zero in South Lake Tahoe

Jörg | 15.06.2018 Minuten Lesezeit

So, die Entscheidung ist getroffen: ich gehe nicht weiter nach Süden in die High Sierra, sondern lasse die 300 Meilen halt mit ein bisschen schwerem Herzen aus.

Ich habe jetzt mit ganz verschiedenen Leuten gesprochen, das ging von den ganz Harten, die selbst mit den Schneestürmen kein Problem hatten (sagen sie), bis zu solchen, die es irgendwie geschafft haben, aber selbst sagen, dass es keinen Spaß gemacht hat und sie nur froh sind, wieder trockene Füße und wärmere Nächte zu haben. Das ist für mich dann auch der Punkt: ohne Spaß sich jetzt da bis zu 4 Wochen durchzuquälen habe ich überhaupt keine Lust. Wenn es in Oregon und Washington ganz gut laufen sollte, könnte ich theoretisch im August oder so doch noch mal nach Süden fahren und die 300 Meilen nachholen, aber das ist eher unwahrscheinlich. Ich gehöre damit zwar zu den ca. 80%, die den Thru-Hike nicht schaffen, aber wenn ich bis Canada durchhalte, bin ich immerhin um die 2.300 Meilen gelaufen. Ich glaube, ich kann damit jetzt ganz gut leben.

Ich bin daher heute mit dem Bus durch das ebenfalls recht ausgedehnte South Lake Tahoe

(hier der Blick auf den ganz schön großen See, leider nur durch’s Busfenster) zum Post Office gegondelt und habe den Bear Canister und die Micro Spikes weggeschickt. Da freue ich mich schon auf den leichteren und kompakteren Rucksack!

Dann wollte ich den Greyhound und den Zug zurück nach Dunsmuir buchen, und schon war der schöne Plan dahin. Die Zugstrecke von Sacramento nach Norden ist seit 11. Juni wegen eines Tunnelschadens bis Juli blockiert, nichts zu machen. Die einzige Alternative ist nun der Greyhound von Truckee bis nach Weed, CA, das etwas nördlich von Dunsmuir liegt. Das wird schön ätzend, der Bus braucht ewig. Der nächste Schock war dann die Erkenntnis, dass die schöne Busverbindung von hier nach Truckee am Wochenende gar nicht existiert. Nun werde ich morgen versuchen, dorthin zu trampen, es sind knapp 50 Meilen direkt über den Highway 89. So geht mindestens der morgige Tag dahin, mal sehen, wann ich den Greyhound erreichen kann. Eventuell wird das doch Montag, also noch ein Tag verloren. Zeitlich macht das ja nun nicht viel aus, weil der Zeitdruck weg ist, aber ich komme halt wieder aus dem Rhythmus.

Die noch schlechtere Nachricht ist aber, dass es nördlich vom Ashland, OR, auch noch viel Schnee hat (sogar neuen) und damit tatsächlich nicht klar ist, wie es da weiter geht.

Ich weiß auch nicht, der gute Stern, unter dem meine Wanderung zu Anfang zu stehen schien, ist wohl untergegangen. Diese Unsicherheit ist sehr zermürbend, ich will einfach wie in den letzten Tagen weiter LAUFEN und nicht schon wieder hoffen und bangen müssen.

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