Heute war einer der besten Tage - im Prinzip. Tiefblauer Himmel, keine Wolke, der Weg ging meistens bergab durch frühsommerliches frisches Grün, es gab Gräser und blühende Bäume und Büsche. So ganz anders als diese sich (wegen des knappen Wassers) mühsam haltenden Pflanzen in SoCal. Man sieht also: die wechselnden Jahreszeiten haben doch ihre Vorteile gegenüber Dauersommer mit ewigem Sonnenschein.
Gelockt hat heute der Campground bei den Burney Falls, d.h. Klos, Müllcontainer, evtl. Duschen, alles was der Hiker nach ein paar Tagen Camping im Wald halt ein bisschen vermisst. Letzlich ist der Campground ein Reinfall, “Hiker & Biker” sind ans letzte Ende verbannt, selbst die Klos ein ganzes Stück entfernt, hätte man sich sparen können.
Durch die “Vorarbeit” von gestern waren besser heute ca. 24 Meilen, also kein Ding, eigentlich. Doch die 50 Meilen in zwei Tagen nach dem “Restart” fielen gar nicht so leicht. Der neue Rucksack ist, wenn ich ganz ehrlich bin, kaum besser, als der alte. Allein eine einseitige Mehrbelastung von 1,5 Liter Wasser lässt ihn schon so schief auf dem Rücken sitzen, dass die eine Schulter sauweh tut und der Trageriemen von der anderen runterrutscht. Evtl. doch eine Frage der Größe, ich hätte vielleicht lieber eine kleiner nehmen sollen. Naja, immerhin ist der neue verstellbar und ich zerre und zupfe halt dran rum, bis es einigermaßen geht. Natürlich ist er auch zu schwer, ich schleppe ja lächerlicherweise Ice Axe und Cramp Ons mit mir rum. In Old Station schicke ich das Zeug endlich weg, wohin auch immer.
Füße und Knie haben auch vergessen, dass sie bereits über 780 Meilen durchgehalten haben und eigentlich ganz zufrieden waren. Am schlimmsten sind aber die Einbrüche der Moral. Ich sprach heute mit einem anderen Hiker, der auch aus dem Süden geflüchtet ist, und der sagte, dass er das Gefühl für den Trail und auch die Mit-Hiker vermisst. Dem kann ich nur zustimmen. Die Leute, die man immer mal wieder getroffen hat, fehlen. Gut, man trifft neue, aber es ist irgendwie doch schade. Und man kann nicht mehr sagen, dass man soundso viele Meilen von Mexiko bis hierher gelaufen ist, die Schilder stimmen entsprechend nicht mehr, es ist nicht mehr das selbe. Ich bin das erste Mal ehrlich gesagt nicht mehr sicher, ob und wie lange ich das noch weiter machen möchte.