Heute also ein “Warte-Zero”. Noch im Hiking-Rhythmus konnte ich ab 4 Uhr oder so nicht mehr schlafen, zuviel geht auch durch den Kopf. Kurzentschlossen habe ich zügig mein Zeug zusammengepackt, um dann nach einem schmalen Frühstück mit dem Bus (!) nach Bishop zu fahren und ins dortige “Hostel California” umzuziehen, in dem auch der Hiker aus Tschechien untergekommen ist. Sein Trail Name ist “Norway”, weil er so ein Hütchen hat, auf dem das halt groß draufsteht.
Das Hostel ist ganz nett, etwas freakig, aber nicht übermäßig, ich fühle mich insgesamt einigermaßen wohl. Das erste Mal auf dem Trail, dass ich kein Einzelzimmer habe, das spart nicht nur Kosten, sondern verringert auch die Gefahr, sich zu sehr an den Luxus zu gewöhnen und nicht mehr “da raus” zu wollen.

Es hängen eine ganze Reihe von Hikern voller innerer Unruhe hier rum, praktisch alle unfreiwillig. Alle warten auf besseres Wetter, damit der Schnee schmilzt und man sich in der Sierra nicht mehr so fürchten muss. Einer (auch schon etwas älter) meinte gerade, dass endlich seine anfänglichen Fuß-, Sehnen- und Knieprobleme soweit OK sind, und nun ist er hier festgenagelt…
Die Wettervorhersage verspricht erst für Sonntag und den Memorial Day am Montag ganz gutes Wetter. Ich bin hin- und hergerissen, aber so eine frostige und gewittrige Nacht wie vorgestern und dann diese Passüberquerung im Schneefall kann ich nicht noch mal brauchen. Es liegen immerhin 120 Meilen mit einem Pass pro Tag vor uns, mit nur schwierigen Ausstiegsmöglichkeiten.
OMG, wie man hier sagt (oh my good), erst jetzt, wo nach und nach immer mehr Hiker eintreffen und ihre Stories erzählen, wird mir ganz anders. Mit dem Forester Pass hatte ich mehr als Glück, der Morgen und der Nachmittag waren ja ok. Andere haben genau nichts gesehen und sind beinahe zu Tode gestürzt. Meine eisige und schneeige Nacht war erst der Anfang und mein Gefühl “Du musst hier runter, so schnell wie möglich” war genau richtig. Erstaunlicherweise hatte ich direkt in der Situation eigentlich keine so ausgesprochene Angst, ich habe mich halt stark konzentriert und Schritt für Schritt getan, bis ich über den Pass war.
Es war genauso richtig, hier ins Hostel California zu kommen, um gemeinsam mit den anderen Hikern zu diskutieren, wie es weiter gehen könnte. Morgen sehen wir weiter.