Pacific Crest Trail

Tag 15: Big Bear - Campsite bei Meile 287

Jörg | 20.04.2018 Minuten Lesezeit

Was für ein angenehmer und großer Tag heute!

Die Fahrt zurück zum Trail hat prima geklappt, der Fahrer war pünktlich zur Stelle und will nächstes Jahr auch den PCT machen. Er ist schon am trainieren, ein bisschen Kondition muss her und ein paar Pfunde weg.

Von den gestrigen Schneegestöbern war zum Glück nichts mehr zu sehen, der Himmel war blau wie immer, nur der kühle Wind erinnerte daran, dass noch kein Sommer ist. Der Weg war ziemlich einfach, keine großen Steigungen. Nach der Umrundung einer Sperre, die eigentlich eher eine Abkürzung war, hatte man eine ganze Weile einen Blick zurück über den See auf Big Bear.

Der große Augenblick

Vormittags war kein einziger Hiker zu sehen. Als ich dann so ein bisschen Mittagspause gemacht habe, gesellten sich zwei junge Leute dazu, eine Frau mit dem Trailname Google und ein Mann namens Mogli. Wie wir so quatschen, meinte Google, dass ihr mein Outfit gefällt, so diese verschiedenen Blautöne in Hemd, Hose, Schuhen und Regenjacke, und dann das bunte Bandana und die Gaiters dazu. Das sagte vor einer Woche schon mal eine der Freiwilligen, die den Weg repariert haben. Na und dann sagte Google plötzlich, dass sie das irgendwie an Picasso erinnert, wenn sie auch nicht genau sagen könnte, wieso. Tja, und das war dann also der große Augenblick im Leben eines Hikers: ich habe meinen Trail Name bekommen! Den sucht man sich ja nicht selbst aus, sondern andere Hiker geben ihn einem aus einer Situation heraus oder eben wie in meinem Fall, weil etwas an einem auffällt und das mit einem Namen verbunden ist.

Das Tuch ist übrigens, wenn ich mich recht erinnere, ein Geschenk von Ruth an Elke, das ich mir dann irgendwann unter den Nagel gerissen habe, weil ich von meinen schwarzen Tüchern die Nase voll hatte. Dank also an Ruth für diesen Beitrag zum Gelingen des Unternehmens PCT 2018!

Dieses Land ist es nicht

Weniger schön ist es, wenn in solchen kurzen Gesprächen wie mit dem Fahrer oder den beiden Mit-Hikern rausklingt, wie schlecht die Stimmung in den USA ist. Wenn man sagt, dass man aus Germany, sagen viele “oh toll, da muss es ja viel besser sein, als hier in den USA”. Ich komme dann gar nicht dazu zu sagen, dass bei uns auch nicht alles so läuft. Jedenfalls fällt mir dazu der Song “Der Traum ist aus” von Ton, Steine, Scherben ein, in dem es heißt “gibt es ein Land auf der Welt, wo der Traum Wirklichkeit ist? Ich weiß es wirklich nicht, ich weiß nur eins, und da bin ich mir sicher: dieses Land ist es nicht…”. Vom amerikanischen Traum ist für viele wohl nicht mehr viel übrig geblieben.

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