Ein neues Jahr, eine neue Tour!
Wie aus der Überschrift schon hervorgeht: es geht diesmal Richtung Osten und mal wieder auf einen Fernwander- statt auf einen Pilgerweg.
Im Gegensatz zu meinen vorherigen langen Touren in 2007 und 2018 werde ich nicht auf dem ganzen Weg alleine unterwegs sein, sondern wir gehen das ungefähr erste Viertel der Strecke gemeinsam.
Der Weg, dem wir folgen, startet an der Wartburg oberhalb von Eisenach und das Ziel ist Budapest und er heißt daher offiziell “Internationaler Bergwanderweg der Freundschaft Eisenach-Budapest” oder kurz “EB”. Die Anfangsbuchstaben der beiden Orte tauchen entsprechend auch im Wegzeichen (siehe Bild) auf, das leider nur noch in Deutschland gebräuchlich ist.
Internationaler Bergwanderweg der Freundschaft Eisenach-Budapest?!
Die Idee hinter diesem Fernwanderweg entstand bereits 1980, als Delegationen aus den ehemals sozialistischen Staaten DDR, Tschechoslowakei, Volksrepublik Polen und Volksrepublik Ungarn zusammenkamen und die Schaffung eines, natürlich nur innerhalb der sozialistischen Staatengemeinschaft, grenzüberschreitenden Fernwanderweg initiierten. Im Jahr 1983 (in dem wir zufällig auch geheiratet haben ;-) ) wurde der EB dann mit einem Festakt auf der Wartburg eröffnet. Sicherlich wollte man mit einem “sozialistischen Long-distance Trail” den schon länger existierenden Wegen in den USA (vor allem: Appalachian Trail, Pacific Crest Trail und Continental Divide Trail) etwas auf der eigenen Seite des Eisernen Vorhangs entgegensetzen. Mit (ja wohl nicht nur) deutscher Gründlichkeit wurde ein Reglement geschaffen, das vor allem bestimmt hat, welche Nachweise in Form von Stempeln, die an entsprechenden Stellen am Weg in einem Wanderbuch zu sammeln sind, um bestimmte Abzeichen und Gedenkurkunden zu erhalten.
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs geriet der EB als solcher auch gleich schon wieder ein bisschen in Vergessenheit. Es gibt aber eine kleine Gruppe von EB-begeisterten Menschen (allen voran Mirko Nagel, für mich der “Mister EB”), die den Weg “hochhalten”, indem sie Stempelhefte neu aufgelegt haben, sich um die Beschilderung und die Stempelstellen und die Abzeichen kümmern, alle möglichen Informationen zum Weg bereitstellen und sich jährlich bei einem Treffen zusammenfinden.
Ansonsten ist der größte Teil vom EB in das Netz der europäischen Fernwanderwege integriert worden und verläuft größtenteils wie der E3, teilweise auch E4 und E8.
Wie kam ich auf den EB?
Tja, da hat sich die Geschichte ein bisschen wiederholt: ich hatte ja schon beim Jakobsweg gesagt (und das durchaus ein Stück weit ernst gemeint), dass ich mir den Weg nicht ausgesucht habe, sondern er sich mich geholt hat. Damals ging mir der Weg schon lange vor dem Boom, den Hape Kerkeling ausgelöst hatte, im (Hinter-)Kopf rum und irgendwann war der Wunsch, den Weg (komplett) zu gehen, nicht mehr wegzukriegen.
Beim EB war es wohl ähnlich, irgendwie hatte ich davon gelesen, aber noch nicht viel darüber nachgedacht. Lustigerweise haben Paula und ich 2021 bei unserer kleinen Tochter-Vater-Tour auf dem Rennsteig sowohl an der Wartburg die Tafel am Start des EB, als auch die hier und da vorhandenen roten EB-Markierungen wahrgenommen, ohne dass es groß “geklingelt” hat. Aber offenbar hat sich der EB spätestens da in meinen Hinterkopf geschlichen. Und als ich dann so drüber nachgedacht habe, was ich denn mal noch so erwandern könnte, hat er sich irgendwie nach vorne gedrängelt.
Neben so mehr praktischen Aspekten wie dem, dass An- und Abreise ohne Flugzeug problemlos möglich sind, waren aber hauptsächlich zwei Faktoren ausschlaggebend für die Entscheidung: der EB ist Kult (schreibt Bert Winkler, einer der EB-“Hochhalter”, auf seiner Webseite ) und er ist wenig bis sehr wenig begangen. Naja, und so etwas Kultiges zieht mich nun mal an ;-).
Elke und ich waren Ende Oktober letzten Jahres beim Jahrestreffen der EB’ler in Magdeburg - und es war einfach wunderbar! Die Wanderinnen und Wanderer sind einfach super nett und hilfsbereit, was Tipps für uns Neulinge angeht. Ein paar von ihnen haben von ihren Erlebnissen berichtet (einer war gerade mal 10 Tage oder so aus Budapest zurück) und wir haben den Film vom MDR über den Weg angeschaut. Ich kann nur sagen: Vorfreude pur!
Was ist der Plan?
Los geht es gemeinsam im Mai und Elke wird den Abschnitt in Deutschland von der Wartburg bis Schmilka an der Elbe nahe der Deutsch-Tschechischen Grenze mitgehen. Voraussichtlich begleitet mich dann ein ehemaliger Mitstreiter aus unserem Oxfam-Trailwalker-Team noch ein paar Tage in Tschechien, bevor ich dann den Rest durch Polen, die Slowakei und Ungarn bis nach Budapest alleine unterwegs sein werde.
Wie immer werde ich versuchen, einen täglichen Artikel zu schreiben und auch ein paar Fotos einzufügen und dies auch möglichst zeitnah hochzuladen, ob das immer so klappt, kann ich aber auch wie immer nicht versprechen.