Jakobsweg 2007

86. Etappe: Pedrouzo - Santiago de Compostela

Jörg | 27.06.2007 Minuten Lesezeit

Tja, die letzte Etappe…

St. Jakobus meinte es offenbar sehr gut mit uns, der Morgenhimmel war ohne das kleinste Wölkchen. Um stressfrei zum Gottesdienst in der Kathedrale zu sein, sind wir schon um 5:30 aufgestanden, natürlich nicht als Einzigste. Die große Gruppe von Jugendlichen hatte gestern noch ein bisschen Party gemacht, u.a. mit Dudelsackmusik, was uns aber nicht vom Schlafen abgehalten hat. Auf dem Weg selbst war es heute fast leerer als all die anderen Tage in Spanien, sehr merkwürdig. Vielleicht haben sich viele doch Zeit gelassen, jedenfalls haben wir unterwegs kaum Pilger gesehen. Erst ab dem Monte do Gozo, dem Berg der Freude, nahm die Zahl der Leute mit (Mini-)Rucksack, Pilgerstab und Muschel deutlich zu. Allerdings handelte es bei den meisten um offensichtlich aus einem der zahlreichen Devotionalienläden entlaufene “Scheinpilger”, die von einem Foto-Shooting zum anderen gingen.

Auf dem Monte do Gozo steht ein wahrhaft scheußliches Denkmal, das an den Papstbesuch (Johannes Paul) erinnern soll, wie Ansgar sagte, aber eher wie eine Panzersperre aussieht. Der Pilgerführer hatte uns schon gewarnt, dass man von dort aus keineswegs die Kathedrale sieht, sondern dafür ein kleiner Umweg zu 2 großen Pilgerstatuen nötig ist, von denen aus man dann wirklich die Stadt sehen kann. Also nahmen wir diesen Umweg und hatten dann das Ziel tatsächlich zum ersten Mal vor den eigenen Augen.

Der “Einlauf” in die Stadt war etwas enttäuschend, dennoch kamen mir am Ortsschild trotz tosendem Verkehr die Tränen. Tatsächlich geschafft…. Der Weg in die Stadt hinein ist nicht besonders markiert, andere Städte (z.B. Leon) haben sich da mit den eingelassenen Bronzemuscheln im Gehweg mehr Mühe gegeben. Naja, wir haben Pilgerbüro und Kathedrale auch so irgendwie gefunden und uns ins Getümmel gestürzt. Der Gottesdienst (ohne Weihrauchfassschwenken, das Fass war kaputt und wird ohnehin nur zu besonderen Anlässen geschwenkt) war relativ kurz und bündig. Die neu eingetroffenen Pilger wurden mit Herkunftsland bzw. Startort und Anzahl aufgezählt, eine ganz schöne Menge (auch wenn ich nur wenig verstanden habe).

Mit Glück haben wir ein recht zentral gelegnes und bezahlbares Hostal gefunden. Nach der schon obligatorischen Siesta ein einem Einkaufsbummel (Souvenirs, Souvenirs…) haben wir ganz gut gegessen und noch ein Abschiedsbier getrunken, da Oliver und Ansgar am nächsten Tag in den Flieger gestiegen sind und das Pilgerdasein damit beendet haben.

Ich bleibe noch eine Woche mit recht gemischten Gefühlen hier. Einerseits die Freude und die das leichte Erstaunen, es nun tatsächlich geschafft zu haben, andererseits die Vorfreude auf die Heimkehr, die nun nur noch eine Woche in der Zukunft liegt. Nach dem morgigen Ruhetag im Luxus des Hostals werde ich am Freitag noch mal die Stiefel schnüren und mich auf die letzten 3 Etappen zum Kap Finisterre machen, d.h. noch mal laufen, noch mal übernachten in Herbergen usw… In Fisterra habe ich heute 2 Nächte in einer kleinen Pension reserviert und ich denke, dass ich so die weite und lange Reise in Ruhe abschließen kann. Wenn das Wetter mitspielt, wird das bestimmt noch eine schöne Zeit.

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