Jakobsweg 2007

67. Etappe: Najara - Santo Domingo de la Calzada

Jörg | 08.06.2007 Minuten Lesezeit

Aaah, ein Sommertag, wie er sein sollte! Die Herberge war ziemlich eng und voll und stickig, aber die Seniora war sehr freundlich und gestern abend gab es noch ein Nachtgebet in einer kleinen Runde. Die Frühaufsteherei ist langsam sinnvoller, sobald die Sonne höher am Himmel steht, wird es schon ganz schön warm. Der Weg zog sich durch Felder und Weinberge, meist ein ganzes Stück voraus zu sehen, die Pilger wie die Ameisen auf einer Ameisenstrasse (naja, nicht ganz so dicht, aber immerhin). Aber im Vergleich zur Etappe Le-Puy-en-Velay - St.-Jean-Pied-de-Port fällt immer wieder auf, dass der Geist vom Camino wieder da ist. Wer hier geht, ist in der Regel kein Tourist mehr, sondern er will nach SdC und bemüht sich. Es sind mir kaum “Schummler” aufgefallen, obwohl auch hier fleißig für Gepäcktransport und Pilgertransport Werbung gemacht wird.

Sto. Domingo, das heutige Ziel, war nach den kurzen 20 km schon gegen 11 h erreicht, just in dem Augenblick, in dem die Herberge aufgemacht hat. Die ist heute mal recht angenehm (jedenfalls für uns Frühangekommene): nur 24 Leute in einem Raum unterm Dach, keine Doppelstockbetten, man kann seine Sachen mal ein bisschen ausbreiten, wie angenehm. Die Altstadt wird beherrscht von der Kathedrale mit den Hühnern.

Wer die Legende noch nicht kennt: Einst übernachtete ein junger Mann mit seinen Eltern hier. Die Wirtstochter verliebte sich in ihn, er hatte aber kein Interesse. Aus Ärger versteckte die Tochter einen silbernen Becher im Gepäck des Mannes und sorgte dafür, dass er entdeckt wurde. Der Mann wurde zum Tod durch erhängen verurteilt. Als die Eltern noch mal nach dem Sohn schauten, lebte dieser aber noch, weil der heilige Domingo ihn an den Füßen hochhielt. Die Eltern gingen zum Richter, der das Fehlurteil gesprochen hatte, und berichteten von  ihrem lebenden Sohn. Der Rcihter, gerade beim Mittagessen, meinte nur, dass der Sohn so lebendig sei, wie die Hühnchen auf seinem Teller. Daraufhin erhoben sich der Legende nach die Hühnchen und flogen davon. Zur Erinnerung hält man in der Kathedrale in einem Käfig ein Huhn und eine Henne. Sie werden im Wochenrhythmus abgelöst, die “Freischicht” kommt in einen Käfig im Hof der Herberge (Foto folgt). Ein Pilger aus Deutschland meinte gerade, dass die Legende eher auf übermäßigen Genuss des guten Rioja - Weins zurückzuführen sei - naja.

Ansonsten habe ich heute schön Siesta gemacht, dann bin ich ein bisschen rumgelaufen und habe das sommerliche ruhige Treiben genossen.

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