Jakobsweg 2007

66. Etappe: Logroño - Najera

Jörg | 07.06.2007 Minuten Lesezeit

Spanien ist scheinbar das Land der Störche, fast kein Kirchturm ohne mindestens ein Nest, meist mehrere. Was die notorischen Frühaufsteher nicht ganz geschafft haben, vollendeten die Störche mit ihrem lauten Geklapper, das vom hohen Kirchturm kommt und in den Gassen um die Herberge wiederhallt: das große Wecken. Ist doch aber mal nett, so intensiv habe ich Störche glaube ich noch nie klappern hören. Ansonsten ein Sonnentag wie aus dem Bilderbuch. Morgens keine Wolke am Himmel, leicht dunstig, die Sonne fängt gut an zu brennen, je höher sie steigt. Nachmittags riesige Quellwolken.

Der Weg aus Logroño raus ist eigentlich ganz gut markiert, da er aber nicht immer geradeaus geht, muss man schon auf die Markierungen achten und nicht nur dem Vordermann/der Vorderfrau hinterhertrotten. Ich sehe den Abzweig im letzten Moment und pfeife (ausnahmsweise; ;-) ) den beiden vor mir laut nach, um sie auf den rechten Weg zurückzubringen :-) . Logrono ist keine kleine Stadt und vieles ist neu gebaut, so geht der Weg zwar durch gepflegte Parks und ein Naherholungsgebiet an einem kleinen Stausee, aber auch viel neben und teilweise auf Nationalstrassen. Also mal wieder den MP3 Player auf die Ohren gesetzt und den Verkehrslärm verdrängt. Zu Musik zu laufen ist wirklich witzig, unwillkürlich fällt man in den Takt und läuft (je nach Stück) ein flottes Tempo. So habe ich denn  eine ganze Reihe von Frühaufstehern überholt, nur die ganz harten saßen schon vor der Herberge, als ich gegen 12:30 h da war. Das übliche Bild: eine ständig länger werdende Schlange von Rucksäcken und wartenden Pilgern. Auch wenn die Herberge mit an die 90 Betten oder so recht groß ist, ist es nicht verkehrt zu den ersten zu gehören. Zum Glück macht die Señiora früher auf als ausgeschildert und ich bin mit Waschen und Duschen schon fertig, als immer mehr Leute eintrudeln. Am Rande bekomme ich mit, dass hier noch sehr auf Gerechtigkeit geachtet wird: die Radführer müssen von vorneherein bis 19 h warten, bei den Füßgängern wird schon mal der höher priorisiert, der mehr als 20 km gelaufen ist. Das sollten sich die Franzosen mit ihrem blöden System mit der Reserviererei mal genauer anschauen! Entscheidend ist aber, dass hier in Spanien keiner im Regen stehn bleibt, selbst für diese große Herberge gibt es zur Not ein Ausweichquartier in der Sporthalle. Das Ganze übrigens ohne festen Preis, sondern gegen Spenden. Die Herberge ist zwar ziemlich ungemütlich, bei diesem schönen Wetter ist das aber kein Problem: nach einem kleinen Rundgang und Einkauf liege ich jetzt am Flussufer im Gras und übe mich im Urlaub machen ;-) . Da es sogar eine Küche gibt, werde ich gleich noch etwas Schnelles köcheln und damit dem Stress mit der Bestellerei ohne Spanischkenntnisse zu entgehen.

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