Trotz schreiendem Kind (nur vor dem Einschlafen!), schwüler Wärme (das drohende Gewitter ist weitestgehend ausgeblieben) und einiger Mückenstiche, war die Nacht so einigermaßen. Der Morgen allerdings wieder nebelverhangen, die Luftfeuchtigkeit enorm hoch, so knapp an der Grenze zum Nieselregen.
Auf den Asphaltsträßchen versinke ich dann in einem Rhythmus: Tack (der Stock), Schritt, Schritt, Schritt, Tack, Schritt, Schritt, Schritt… Die Gedanken eilen mal voraus (wie wird die Überquerung der Pyrenäen aussehen?), mal ziehen vergangene Etappen oder Begegnungen vorbei und immer wieder: Tack, Schritt, Schrit, Schritt, Tack…
Mittags reißt der Himmel wiederum auf, die Stimmung steigt sofort, die leicht Schwüle macht das Laufen aber nicht wirklich leichter. Mittags treffen wir Chris, einen weiteren Belgier, wieder, der heute schneller ist als wir. Fast den ganzen Nachmittag geht es über eine ehemalige Bahnstrecke (mal wieder), d.h. flach und fast immer geradeaus. Ein schön umgebauter Bahnhof liegt am Wegesrand, auf dem ehemaligen Bahnsteig stehen Liegestühle und die ehemaligen Klos dienen wohl als Abstellraum für Gartengeräte. Ja, und es geht auch wieder durch Weinberge (Gascogne) bzw. -felder. Zum Schluß zieht sich die Etappe etwas > Tack, Schritt, Schritt, Schritt, Tack…
Das Etappenziel Eauze, die Hauptstadt der Region Armagnac, ist ein eher kleines Städtchen, das mit seiner Kathedrale und einigen wenigen Highlights etwas bemüht erscheint, am Tourismus teilhaben zu wollen. Die Gîte comunal ist sehr einfach (mehrere Altbauwohnungen in einem recht großen Haus), was aber offenbar die “Pelerinisten” nicht davon abhält, auch hier zu nächtigen. Die Koffer mit dem Aufkleber für den Gepäcktransport stehen im Treppenhaus und man ist ganz erstaunt, dass wir selbst kochen. Chris, der Belgier, dagegen hatte Pech: alles belegt und er muss wohl mit dem Auto (iiihh) irgendwie hin und her gefahren werden, um doch noch einen Schlafplatz zu bekommen. Tja, so ist das hier in Frankreich auf dem Chemin :-) . Aber ich wollte darüber ja nicht mehr klagen.
Mit Willem hatten wir gerade ein nettes Gespräch, so zum Stand der Dinge und dem Chemin als solchem. Heute mal überwiegend in Englisch, keiner weiß so richtig warum ;-) . Eben ist noch eine nette (und jüngere) Frau aus Paris eingelaufen und wir lästern gemeinsam, was das Zeug hält :-) . Ach, noch ganz vergessen: Es sind nur noch weniger als 1000 km bis SdC…