Jakobsweg 2007

40. Etappe: Monistrol-d´Allier - St.-Alban-sur-Limagnole

Jörg | 12.05.2007 Minuten Lesezeit

Heute gings mal wieder zur Sache: aus dem Tal der/des (?) Allier raus, d.h. über den Berg nach Saugues und dann noch ca. 30 km “sanftes” Auf und Ab auf der Höhe. Obwohl wir gestern gerade mit einer Pilgerin aus der Schweiz darüber gesprochen hatten, dass jeder seinen Weg gehen muss und man konsequent sein Tempo weiterlaufen soll,  bin ich anfangs bei dem Amerikaner, den wir gestern getroffen haben (Lance heißt er), geblieben, der nach dem gestrigen Tag, der sicherlich zu viel für ihn war so aus dem Stand, heute erwartungsgemäß sichtlich Probleme hatte. Der Anstieg war zwar nicht so steil und lang, als wir dann aber nur sehr langsam vorankamen, habe ich mich dann doch verabschiedet und beschleunigt. Da wir auch nicht so ganz früh los sind, hatte ich einfach Angst, dass ich mittags vor verschlossenen Geschäften stehe und abends vor vollbelegten Gîtes (wie kursierende Gerüchte prophezeit hatten). Wir waren uns dann auch einig, dass es Lance nicht viel bringt, wenn er mich bremst.

Erstaunlicherweise hatte ich dann soviel Schritte zugelegt, dass ich schon um 10 Uhr in Saugves war, so dass die Sache mit dem Einkaufen schon mal kein Problem war. Vom Berg runter hatte man schon gesehen, dass es aus den zahlreichen dunklen Wolken regnet. Rechtzeitig das Regenzeug angezogen und prompt war der Sprühregen nach ein paar Minuten wieder vorbei, zum Glück. Die Gegend nach Saugues hat mir gut gefallen, Wald, schöne Wiesen mit Blumen drauf und immer wieder Ginster. Das Ganze so zwischen 950 und 1100 m Höhe.

Wie gestern werden die Pilger recht freundlich wahrgenommen, es gibt Hinweisschilder auf alles Mögliche, z.B. “Boissons 500 m”, wie auf der Autobahn ;-) . Und große Überraschung, die Hunde sind hier nicht mehr eingezäunt oder angeleint, interessieren sich aber nicht die Bohne für Pilger, d.h. man wird nicht mehr angebellt!

Tja, und weil es dann so gut lief, war ich plötzlich doch wieder auf der “Überholspur”: sobald vorne einer oder mehrere wippende Rucksäcke zu sehen waren, legten die Beine wie von selbst einen Schritt zu und nach jeder Kurve begann ich abzuschätzen, wieviel ich schon aufgeholt habe… Naja, hört sich jetzt nach Rennen an, so schlimm ist es aber wirklich nicht. Die meisten Überholten laufen halt deutlich langsamer (sind meist auch deutlich älter), so dass ich sie eben irgendwann automatisch eingeholt habe. Gut, zum Schluß, als das Etappenziel näher rückte, habe ich dann schon bewußt ein bißchen zugelegt, weil ich meine Chance auf eine Bleibe verbessern wollte. Das Problem ist einfach, dass die Franzosen gerne hordenweise unterwegs sind und jetzt am Wochenende und den kommenden Feiertagen außer den Pilgern eben Horden von Wanderern dazu kommen. Und dann eben diese Reserviererei. Ich höre gerade schon wieder, dass in Conques z.B. alles voll sei. Die meisten Pilger sind davon genervt und wollen diese Voraustelefoniererei nicht, leider ist es aber ziemlich üblich. Naja, heute hat es für mich jedenfalls mal wieder gleich beim ersten Versuch geklappt und ich übernachte in einer Gîte direkt am Weg ca. 2 km vor St Alban, zwar auch nicht gerade billig, aber annehmbar.

Interessante Begegnung noch: Eine kleine Gruppe mit Leuten aus Südafrika. Die kommen häufiger zum Wandern nach Frankreich und ihnen wurde der GR65 als absolutes Muss empfohlen. Meine ganze Tour, aber auch eine Etappe wie die heutige von über 40 km, rief Erstaunen hervor.

Ich bin jetzt doch schon ganz schön nach Süden vorgerückt und habe das Department Lozière erreicht, es ist also auch gar nicht mehr weit zu den Cevennen :-) .

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