Zusammen mit Franz, dem Holländer, und doch auch Dominique, der eigentlich einen Ruhetag machen wollte, dann aber doch mitkam, waren wir schon recht zeitig vor 7 h in der Kathedrale. Zunächst waren da vielleicht 20, teilweise noch etwas verschlafen aussehende, Pilger, die ihre Rucksäcke an die Seite stellten und die Bänke der Kirche füllten. Je später es wurde, desto mehr Pilger strömten (keine Übertreibung) herein. Buchstäblich Horden, z.B. eine Gruppe von ca. 50 Leuten. Wir haben uns nur angeschaut und mit den Augen gerollt. Insgesamt waren bestimmt deutlich über 100 Pilger im Gottesdienst. für alle, die schon einige Zeit unterwegs sind, ein echter Schock. War man bisher allein oder in kleinen Gruppen unterwegs und wurde eher als etwas Außergewöhnliches betrachtet, setzte jetzt brutal das Massenphänomen ein. Man wird nicht mehr empfangen (auch ein bißchen bewundert), sondern nur noch verwaltet.
Wobei die Erteilung des Pilgersegens im Anschluß an den Gottesdienst an einer Altarseite unter einer Jakobusstatue noch ganz nett war. Als der Pfarrer die Runde so nach und nach fragte, woher jeder so kommt und wie weit er geht, habe ich (unfreiwillig) einen Lacher gelandet: auf die Frage “wie weit” habe ich einfach gesagt: “jusqu´au bout”(bis zum Ende), was wegen der Doppelsinnigkeit viele zum Schmunzeln oder Lachen gebracht hat. Danach ging es die steile Treppe und die Gasse hinunter, wie die Pilger seit Jahrhunderten. Durch die Rue de St.Jacques war die Stadt bald zu Ende und es ging leicht den Berg hoch Richtung Südwest. Die Befürchtungen angesichts der Massen in der Kathedrale haben sich zum Glück nicht bestätigt: zwar hat man schon einige Rucksäcke den Berg hinauf wippen sehen, aber nach und nach haben wir immer weniger Mitpilger überholen müssen. Noch in der Stadt haben wir einen US-Amerikaner getroffen, mit dem wir ins Gespräch gekommen sind, und der die ganze Etappe erstaunlicherweise ganz gut mitgehalten hat, da es sein erster Tag war. Später ist dann noch ein Belgier dazugekommen, so dass wieder nix mit alleine laufen war. Die verschiedenen Gespräche (in Deutsch, Englisch, Französisch, Holländisch…) über den ganzen Tag waren aber so spannend, dass die Etappe beinahe wie im Flug verging.
Nettes Erlebnis am Rand eines kleinen Dorfes: in einem selbstgezimmerten Unterstand werden den vorbeikommenden Pilgern Tee und Kaffee angeboten, einfach so. Ein sichtlich nicht ganz ausgeschlafenes Mädel schenkte die Getränke aus und erzählte, dass ein paar Jugendliche diesen “Service” einfach so aus Spaß an den Begegnungen und Gesprächen mit den Pilgern organisieren. Am Etappenziel stellte sich dann erneut die bange Frage, ob die Pilgermassen womöglich alles vorreserviert haben und wir stehen bleiben. Nach einer gewissen Wartezeit hat es dann beim ersten Versuch geklappt, wenn auch nicht gerade zu einem Schnäppchenpreis. Es gab gerade ein fröhliches Abendessen in wirklich internationaler Runde, die Franzosen waren in der Minderheit :-) .