Der Tag fing schon strahlend an, etwas kühl zwar, aber keine Wolke am Himmel. Die ersten Kilometer gingen noch durch die schöne Mittelgebirgslandschaft, dann gab es aber auch Industrieanlagen und Entsorgungsstellen für Holzabfälle und Schutt. Vor Le Puy ging es noch hoch zu einer imposanten Festung (Patinas), bevor man dann von der Höhe aus das erste Mal die Wahrzeichen von Le Puy gesehen hat: die Kathedrale Notre Dame, die Kirche St. Michel auf einer Felsnadel praktisch mitten in der Stadt und desgleichen die Jungfrau Maria mit Kind im Arm (sieht ein bisschen aus wie eine Baby Born Puppe) in mehrfacher Überlebensgröße.
Also beeindruckend ist das Ganze schon, gefallen tut mir höchstens die Gegend um die Kathedrale. Dort geht man durch enge Gassen und Gässchen steil hoch und runter. Die Kathedrale ist einfach riesig und thront auf halber Höhe zur Jungfrau Maria. Mitten im Kirchenschiff geht eine lange steile Treppe nach unten, die wir Pilger morgen früh gestärkt und mit Segen versehen herunter gehen werden in Richtung SdC. Ansonsten ist die Stadt voller Touristen und eben auch Pilgern. Der Chef einer ganzen Gruppe solcher, ging mit gezückter Kartentasche auf mich zu, um nach etwas zu fragen, als er aber meinen Miam Miam Dodo (zu Deutsch: Essen&Schlafen=Verzeichnis der Unterkünfte, Einkaufsmöglichkeiten usw.) sah, drehte er gleich ab, weil ihm klar war, dass ich auch nur ein “Suchender” bin ;-) . Im Office de Tourisme hat es dann endlich mal mit Internetzugang geklappt, ihr solltet es gemerkt haben :-) .
Kleine Überrschung dann: wer tippt mir auf die Schulter? Einer der längst als “abgehängt” geglaubten Mitpilger… Er ist die Variante über das Loiretal gegangen und hat auch nur zwei Etappen gebraucht, da er meist Straße geht. Naja, so wird es wohl die nächste Zeit immer sein: tagsüber geht jeder seinen Weg, abends trifft man sich wieder. Und so ganz kann man sich halt nicht aussuchen, mit wem man dann isst und übernachtet.
In der Jugendherberge haben wir dann noch einen Holländer kennengelernt, der vor 2 Jahren den Weg schon gegangen ist und ganz gut drauf ist. Abends sind dann noch weitere Horden von Pilgern eingelaufen, mir graut es schon vor morgen abend. Ich hoffe nur, dass die Unterkünfte nicht wirklich völlig durch diese Gruppen und Reservierungen blockiert sind und man dann als Einzelner da steht. In Spanien gibt es diese Reserviererei aus gutem Grund wohl nicht. Aber egal, morgen früh um 7 h in der Kathedrale beginnt der nächste größere Abschnitt der Reise und alles weitere wird sich finden.