Morgens ging es recht zügig aus Cluny heraus in die Berge des Zentral-Massivs bzw. seiner Ausläufer. Totaler Wechsel der Landschaft also. Keine Weinberge mehr, dafür grüne Hügel überall und wenn man einen, nun doch schon als solchen zu bezeichnenden, Aufstieg geschafft, geht der Blick weit ins Tal und zu den gegenüberliegenden Hängen. Einfach herrlich! Im Hintergrund tauchen dann im leichten Dunst immer höhere Berge auf.
Unser kleines Dreiergespann hat heute ganz gut funktioniert, obwohl sich die kritischen Themen schon herauskristallisieren: Jean-Claude geht vorallem in den Steigungen wesentlich langsamer als Simon (der ist gerademal 25 oder so) und ich, so dass er dann immer mit deutlichem Abstand auf der Höhe eintrifft, da wir unseren Rhythmus behalten wollen und nicht wegen Jean-Claude das Tempo reduzieren. Mal sehen ob es ihm irgendwann dann doch mal zu sehr fuchst.
Die andere Sache ist das Reden: während Jean-Claude recht mitteilsam ist, scheint es Simon wie mir manchmal lieber zu sein, auch mal schweigend zu gehen. Jean-Claude geht auch immer sehr “direkt” auf die Menschen zu, die wir so treffen, uns beiden anderen ist das dann manchmal fast schon etwas peinlich. Na, mal sehen. Das schöne ist ja wie schon gesagt die “flexible” Verbindlichkeit: wenn einer keine Lust mehr hat, geht er eben schneller oder langsamer als die Anderen und gut ist. Das muss ja auch nicht gleich bedeuten, das man das kleine Team auflöst, man kann sich ja Abends wieder treffen und so weiter.
Für den Abschnitt Cluny - Le Puy haben wir jetzt eine Infobroschüre, die recht ausführlich die verschiedenen Orte mit ihrer Infrastruktur beschreibt, dafür nicht mehr den Weg selbst. Man ist also ausschließlich auf die Muschelmarkierung angewiesen, die zwar grundsätzlich wieder recht gut ist, aber in größeren Orten manchmal schwer zu finden ist. Naja sechs Augen sehen dann mehr als zwei.
Für die heutige Übernachtung haben wir die “Soeurs Contemplatives de Saint-Jean” angesteuert, die in der Broschüre angegeben sind. Cenves ist ein kleines Dorf (ca. 400 Einwohner) und die recht jungen Schwestern bewohnen hier einige alte Gemäuer, die sie wohl auch mit einiger Eigenleistung hergerichtet haben bzw. noch dabei sind. Offensichtlich neu gebaut ist eine Kapelle, in der wir an der Abendgebetszeit teilgenommen haben. Wir wurden sehr herzlich empfangen und bewirtet. Es geht zwar schon besinnlich (und ein bisschen “katholisch” ) zu, aber wenn mal beim Singen der Psalme ein Einsatz nicht so klappt, lächeln die Schwestern drüber und außerhalb der Gebetszeit sind sie fröhlich und offen. Sie sind aus vielen verschiedenen Ländern und quasi zur Ausbildung hier. Wohl nicht nur wegen der räumlichen Nähe orientiert man sich ein bisschen an Taizé. Draußen zieht grad das abendliche Gewitter auf während wir drei allesamt Tagebuch schreibend die Geborgenheit genießen.