Jakobsweg 2007

25. Etappe: Beaune - Mercurey

Jörg | 25.04.2007 Minuten Lesezeit

Tja, wie befürchtet habe ich “den Ausgang” nicht gleich gefunden und erstmal eine kleine Extrarunde durch die Stadt gedreht. Kaum aber auf dem rechten Weg, hole ich das “Ehepaar franco-allemand” aus Strasbourg ein, von dem ich die Tage zuvor schon gehört/gelesen hatte. Er ist Franzose und war schon mehrmals auf dem Camino unterwegs, sie ist Deutsche und (noch) ohne richtige Überzeugung dabei. Sie planen den Weg in Ferienetappen, heute war zunächst ihr letzter Tag. Wir hatten ein paar nette gemeinsame Stunden, dann sind die beiden Richtung Bahnhof abgebogen, während ich erst weiter durch Weinberge, dann auch mal wieder entlang eines Kanals dem (inzwischen auch wieder etwas besser markierten) Weg gefolgt bin (Letztlich der Schönheit wegen bestimmt 5 km länger als der direkte Weg entlang der Straße).

Wie man ja schon an der insgesamt nicht so tollen Markierung des Weges hier in der Bourgonge sieht, ist der Chemin de St. Jaques hier nicht so bekannt, auch wenn die Autoren des Pilgerführers gerne auf Spuren der Jakobustraditionen hinweisen. Im Endeffekt macht sich die mangelnde Bekanntheit dadurch bemerkbar, dass auch die Quartiermöglichkeiten spärlich sind. Nach zwei erfolglosen Telefonaten mit im Pilgerführer angegebenen Gastgebern stieg so langsam etwas die Unruhe. Ich hatte geplant über das vorgesehene Tagesziel Chagny hinaus einen Ort weiter zu gehen, nun das. Selbst das Hotel, das ich zähneknirschend in Kauf genommen hätte, hatte Ruhetag. So langsam wurde aus der geplanten gemütlichen 27 km Etappe doch eine “richtige”, zumal es ab Mittag immer etwas schwül wird (ein Wetterwechsel steht wohl an, naja, fast 4 Wochen Sonne sind ja schon ein riesiges Glück, das kann ja nicht ewig so weitergehen). Also habe ich nochmal 4,5 km drangehängt und bin bis Mercurey weiter, wo ein Hotel (zur Not) und zwei Telefonnummern für Chambre d’hôtes angegeben sind. Zum Telefonieren hatte ich jetzt keine Lust mehr, müde und kaputt vor der Tür stehen macht mehr Eindruck :-) . Im Dorf bin ich dann erstmal an den Wegweisern zu Madame Protheaus Gästezimmern vorbeigelaufen, im zweiten Anlauf hats dann aber geklappt: siehe da, in einem Nebengebäude hat Madame einige wenige wirklich sehr schöne und liebe- und geschmackvoll eingerichtete Gästezimmer geschaffen. Neben dem “Gîte de France” Zeichen grüßt eine Jakobsmuschel, man sitzt jetzt hier am lauen Abend draußen im Garten, alles ganz prima. Diesmal vorsorglich hatte ich wenigstens eine Tütenministrone dabei, so dass der Magen heute mal nicht knurrt ;-) .

Angesichts der schwierigen Quartiersuche besteht jetzt die Verlockung, morgen schon bis Taizé “durchzuziehen”. Auf dem vorgesehenen Weg wären das ca. 45 km, wobei da mehrere Berge zu bewältigen sind. Es gibt aber wohl noch eine Alternative, bei der man länger als beim Original auf der “Voie Verte”, einer weiteren ehemaligen Bahnliene, viel geradeaus dafür flach aber über Asphalt geht. Na mal sehen, wie es morgen so anläuft. Wenn das Wetter tatsächlich schlechter werden sollte, kann man sich die Berge eh sparen, weil dann die weiten Ausblicke ins Land nicht möglich sind.

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