Nach dem Frühstück gings nach vielen freundlichen Abschiedsworten weiter - und gleich mal wieder falsch, weil die Autoren des Pilgerführers entweder farbenblind sind (grünes statt blaues Dreieck!) oder der rührige Club Vogesen ummarkiert hat. Egal, nach kleiner Ehrenrunde war ich wieder auf dem richtigen Pfad. Die Beine sind sehr schlecht. Pflege und Nachtruhe und Medikamente haben gerade mal 3 Stunden oder so geholfen, danach gings “bergab”. Ich fühle mich, als ob ich Fußfesseln anhabe, die an den Beinen drücken, und als wäre daran eine Eisenkugel, die mich nicht voran kommen läßt :-( . Leider bekommt man durch den Schmerz so eine Art “Tunnelblick”: selbst die schöne Aussicht von der Befestigungsanlage oberhalb von Belfort hat mich nicht so recht erfreuen können, ich dachte nur daran, wie weit es noch ist und wie steil der Abstieg noch wird :-( .
In Belfort angekommen bin ich nach den Straßenschildern zum Hospital, das zum Glück sogar keinen großen Umweg erforderte. In der Aufnahme kämpfte die Dame mit dem Computer (hatte wohl niemand dran gedacht, dass es auch Nicht-Franzosen gibt ;-) ) und ich mit meinem Französisch. Aber es kam alles ins Lot, zwei Ärzte sahen sich meine Beine an und sagten sofort, dass es halt eine Überlastung der Muskeln ist und dass ich halt langsamer machen muss. Ich bekam dann noch ein Rezept für Voltarentabletten und ein Schmerzmittel und gut war. Was lernen wir daraus: in solchen Fällen lieber gleich ins Hospital! Die Medikamente besorge ich morgen gleich um die Ecke. Der Gang zur Pizzeria hat mich schon fast Tränen gekostet, weil das linke Bein gerade mal total am Ende ist, da wollte ich nicht noch eine offene Apotheke suchen.
Bleibt die Sache mit dem Ruhetag: die Unterkunft hier im “Foyer de Jeunes Travailleurs” (Haus der jungen Arbeiter, müsste wohl eher Arbeitslosen heißen, glaube, die machen hier vorwiegend Bewerbungskurse usw.) ist für den Preis zwar ok, aber einen Ruhetag kann ich hier unmöglich verbringen. Monsieur le Directeur (weißt du noch Martin? ;-) ) ist wohl eigentlich ganz nett, konnte es aber anfänglich nicht so zeigen. Was für ein Kontrast zu den freundlichen Schwestern und Brüdern in den Klöster… Naja, und dann lärmt hier der halbe Magreb rum, hoffentlich wirds wenigstens nach 11h etwas ruhiger. Die Herberge am Zielort der nächsten Etappe klingt genau richtig, bei den ausgewiesenen 27 km läßt sich wohl gerade zum Schluß etwas tricksen - also werde ich mich morgen dorthin schleppen. Nun sitze ich hier noch, die Beine im zum kalten Fußbad umfunktionierten Papierkorb und hoffe, dass es morgen gerade mit dem linken Bein irgendwie geht. Ich habe es ja eigentlich aufgegeben mit der Kilometerzählerei, aber heute habe ich wohl die 500 km überschritten…