Auf dem Jakobsweg, jetzt aber richtig wirklich ;-) ! Nachdem wir in Hockenheim den Rotes-Kreuz-Weg schnell und ohne Umwege wiedergefunden hatten, führte er uns durch Wiesen und Felder im Zickzack Richtung Rhein. Die Wanderwegmarkierer waren sichtlich bemüht, den Weg so angenehm wie möglich und mit möglichst wenig Asphaltstücken zu legen. Leider war die Markierung nicht mehr ganz so gut, wie oben im Odenwald und wir feierten gleich mal wieder Premiere: das erste Mal verlaufen ;-) Dann gleich noch mal, aber schließlich erreichten wir an diesem deutlich kühleren und bedeckten Vormittag den Rhein. Den Abschied hielten wir (wie immer!?) recht kurz, aber als ich dann der davonradelnden Elke nachwinkte und über die Brücke nach Speyer lief, war alles nicht mehr ganz so cool. Voller aufwallender Gefühle lief ich mit Tränen (überwiegend der Freunde) in den Augen dem Speyerer Dom entgegen. Viele Pilger berichten, dass sie auf dem Weg aus ganz verschiedenen Gründen ab&zu in Tränen ausgebrochen sind (wie man so sagt), und so ging es mir jetzt auch. Irgendwie sind da eine Menge Emotionen, die einfach raus wollen und jetzt ist Zeit und Gelegenheit für.
Eigentlich wollte ich Speyer gar nicht groß betreten, aber dann habe ich noch mal in der Broschüre über die Pfälzer Jakobswege nachgelesen und schließlich die Pilgerfigur aus Bronze in der Maximilianstrasse aufgesucht, die den Beginn der Pfälzer Jakobswege markiert und einen “klassischen” Pilger mit Hut, Umhang und Stab darstellt.


Relativ früh bin ich dann in Germersheim eingelaufen und bin erst mal zur Kirche St. Jakobus, auf deren Vorplatz ein Jakobusbrunnen steht (Foto folgt). Die Kirche war verschlossen, aber in der auch hier existierenden KOEB (Katholische öffentliche Bibliothek) taten 2 Damen Dienst, die ich nach einem Stempel fragte. Da der Büchereistempel nicht so ultraschick war, verwiesen sie mich ans Pfarramt, in dem der stark beschäftigte, eigentlich aber schon pensionierte Pfarrer, evtl. noch anzutreffen sei. Herr Pfarrer machte aber keine Überstunden, das Amt macht aber morgen früh um 8:00 auf, dann werde ich es noch einmal probieren. Ich meine, wenn die Kirche schon St. Jakobus heißt…
Das Quartier ist die reine Erholung nach der Bruchbude in Dilsberg und den sonstigen 50iger Jahre-abgelegte-Möbel-Zimmern: ein schönes altes Haus (von 1907) mit hohen Altbaudecken, frisch renoviert, in freundlichen Farben gestrichen, wie angenehm… Die “Frau Wirtin” ist höchstschwanger, Termin war am Sonntag, daher gibts auch kein Frühstück, weil es sein kann, dass es heute Nacht “losgeht” ;-)
Ansonsten bildet sich jetzt schon ein bisschen “Pilgeralltag” raus: duschen, ausruhen, etwas waschen (die stinkigen Socken/Füsse nerven mich erstaunlicherweiser ein bisschen)
Heute Mittag habe ich nichts passendes zum Essen gefunden, daher bin ich dann noch mal los und beim Asiaten gelandet. Außer einer Familie mit Kind war ich der einzige Gast. Tja, ansonsten enden die Tage (noch) recht früh, ich bin heute auch schon recht bettreif. Die Füsse sehen leider nicht so so gut aus, ich dachte, ich wäre besser vorbereitet. An allen möglichen Stellen (besonders nach wie vor die kleinen Zehen) bilden sich Blasen im Anfangsstadium. Das viele Hirschtalg sorgt offenbar nur dafür, dass sie nicht aufgehen (immerhin), vermeiden tut es die Blasen nicht. Ab Mittag tun die Beine auch immer ziemlich weh, nach einer Pause schleiche ich immer nur so dahin, bis der Rhythmus wiedergefunden ist und der Schmerz erträglich wird.
Morgen will ich auf jeden Fall bis Bad Bergzabern kommen, ab Herxheim wohl auf Landstraßen “querbeet”.