Heute haben wir eine kleine Wanderung im Spessart gemacht und dabei dem heiligen Jakobus in Gestalt einer Sandsteinstatue vor der Leidersbacher Pfarrkirche einen Besuch abgestattet. Die Kirche ist, wie ich in einem Heft der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft gelesen habe, dem Apostel geweiht und die Statue wurde nach einer Wallfahrt nach Santiago de Compostela gestiftet und 2001 aufgestellt. Tja und bei dieser Gelegenheit mal ein paar Gedanken zum religiösen Hintergrund meiner Reise allgemein und dem Jakobuskult im Besonderen.
Zu allererst: es gibt durchaus einen (religösen Hintergrund). Vieles von dem, was mich auf den Weg zieht, könnte man auch bei einer normalen Weitwanderung “haben”. Je nach konkreter Gegend kann das dann aber mehr zum Survival-Trip werden. Das wäre mir aber allerdings schon mal von vornherein nichts, dafür bin ich wohl vor allem zu ängstlich.
Aber auch davon abgesehen: die jahrhundertealte Tradition und vieles am “Drumherum” der Pilgerei macht SdC zu einem besonderen Ziel für mich. Ich denke, trotz aller mehr als berechtigten Zweifel und Kritik an so manchen Fakten in der Geschichte und Gegenwart der Christenheit sind wir in unseren westlichen Breitengraden nun mal in dieser Tradition verwurzelt und ich stehe fest zu den wirklichen Grundlagen des Glaubens, wie sie z.B. in den 10 Geboten so klar und einfach ausgedrückt sind und sich für mich in Parolen wie “Liberté, Égalité, Fraternité” auch in einer politischen Ableitung widerspiegeln. (Möglicherweise rollt jetzt der Eine oder die Andere, der/die im Gegegnsatz zu mir über eine fundierte humanistische Bildung verfügt, mit den Augen, aber ich empfinde das so…) So wie dies in meinem Alltag vielleicht nicht offensichtlich wird bzw. sich nicht explizit ausdrückt (ich gehe z.B. seltenst zum Gottesdienst, kenne mich in biblischen Dingen nur sehr rudimentär aus, bete auch nicht im eigentlichen Sinne usw. usf.), begebe ich mich in der besonderen Situation dieser Pilgerreise nicht auf eine gezielte Suche nach einer Glaubens- und/oder Gotteserfahrung im herkömmlichen Sinne. Ich denke aber schon, dass da etwas “passieren” wird und freue mich darauf, die Natur und die Menschen, denen ich begegnen werde, mit der nötigen Ruhe als Ergebnis der Schöpfung zu erleben, deren Urheber nicht durch den Verstand allein zu erkennen ist. Naja, klingt vielleicht (ein bisschen) hochtrabend und es wird Situationen geben, in denen mir Natur und die lieben Mitmenschen gehörig auf die Nerven gehen werden, aber schau’n wir mal…
Den Kult um den Herrn J. aus SdC sehe ich mal ganz locker: Kult ist ja grundsätzlich mal nicht soo verkehrt und kann einen gewissen Halt usw. geben. Ich werde dem Herrn Jakobus sicher ganz oft begegnen, wie er da so steht als Vorbild in “Pilgermontur” und mit diesem Lächeln im Gesicht (beinahe hätte ich “Grinsen” geschrieben. Wobei ich weiss, dass es auch martialische Darstellungen mit Jakobus als “Maurentöter” gibt…). Das wird wahrscheinlich früher oder später wie zu einem Wiedersehen mit einem (alten) Bekannten. Die weiteren Riten und Bräuche wie z.B. den Besuch der Kathedrale inkl. Berührung/Umarmung der dortigen Jakobusstatue usw. mache ich mal von der konkreten Situation abhängig, stundenlanges Anstehen tue ich mir unter Umständen nicht an.