Heute fast ein Nero, was die Kilometer angeht. Was die Zahl der Stevenson-Wander:innen angeht war es Rekord.
Es hatte die ganze Nacht immer mal wieder ganz schön geschüttet und in der Ferne gewittert. Da war ich schon froh über das Dach über dem Kopf.
Es hat auch stark abgekühlt und die ganze Feuchtigkeit hing in der Landschaft.

Schon bald liegt ein bemerkenswertes Bauwerk am bzw. über dem Weg: das Viadukt von Mirandol.

Es wurde kurz nach Stevensons Zeiten gebaut, auf einer Tafel steht, dass er Planungsingenieure getroffen hat, die das Gelände erkundet haben. Wenn man dann so unter der Brücke steht, die direkt über das Dorf dort führt, fragt man sich schon, ob das wirklich sein musste. Das gilt eigentlich auch für das Dorf, es liegt total eingezwängt in einer Art Geländespalte und ich frage mich, wieivel Tageslicht die da im Winter überhaupt haben. Man fragt sich auch, wie die Dorfbewohner das damals gesehen haben, heute würde sowas bestimmt auch in Frankreich zu Protesten führen. Allerdings muß man dazu sagen, dass dort heute sage und schreibe 4 Züge am Tag fahren.
Bald nach dem Viadukt kam schon mal die erste Gruppe von Wander:innen in Sicht. Das hörte die nächsten Kilometer fast nicht mehr auf: ich musste Leute über Leute (bestimmt an die 50) überholen. War schon ein bisschen Ameisenstraße, erstaunlich. Da noch mal stärker Regen und Gewitter angesagt waren, hätte ich noch mal eine Gite genommen, aber nach 2 Anrufen habe ich es aufgegeben: alles complet.
Nach einer Weile auf dem Weg hatte ich (vielleicht) ein echtes Déja Vue: der Typ von der Gite hat die ganze Runde (eine Zweier- und eine Dreiergruppe von Frauen und mich) unterhalten. Er spricht ein, in meinen Ohren, sehr hartes Französisch und hat eine ausladende Gestik, fast wie ein Schauspieler. Ich habe nur Teile verstanden, aber eine Story war wohl, dass zwei Radfahrerinnen in der Allier eine Menge toter Fische gesehen und das den Behörden gemeldet haben. Vermutlich ist der Fluß irgendwie verunreinigt worden und es hat ein Fischsterben stattgefunden. Beides zusammen, der Typ und die Story mit den toten Fischen kamen mir wirklich so vor als ob ich das schon mal so erlebt habe. Je länger ich drüber nachdenke könnte es aber auch sein, dass es auf einer der Motorradtouren mit Paula oder Martin eine ähnliche Szene gab und die aus meiner Erinnerung aufgestiegen ist. Dann wäre es kein echtes Déja Vue. Kann schon sein, dass es doch nur alte Erinnerungen waren, denn außer den aktuellen Gedanken um den Weg (wo werde ich übernachten, isses noch weit, wie lang geht dieser fiese Anstieg noch, wie werden die nächsten Tage,…) sind seit heute auch mal ein paar Gedanken an früher dabei. So ist das, wenn man eine Weile auf dem Weg ist.
Man kommt unterhalb der Quelle vom Fluß Lot entlang seiner ersten Kilometer.

Ich bin dann doch etwas durchgebrettert 😉, um a) möglichst noch vor dem für den Nachmittag angesagten Gewitterschauern am Campingplatz zu sein und b) dort auch noch einen Platz zu bekommen. Man kann schon an der Rucksackgröße der Überholten sehen, dass die Mehrheit wohl nicht zeltet, aber es bleiben doch einige.
Vor Le Bleymard sieht man dahinter die nun schon etwas höheren Berge, in die es ab morgen geht.

Der Campingplatz ist genau wie ich es mag: größere Wiese, in die man die Heringe gut reinbekommt, Schatten, Supermarkt 300 m entfernt, was will man mehr? Inzwischen war ich im Supermarkt, ein Bierchen liegt zum Kühlen im Bächlein hinter mir und ich liege nun faul herum und schaue, wer noch alles so eintrudelt. Gerade hat es denn auch wie vorhergesagt angefangen zu regnen, aber die Gewitter sind bis jetzt vorbeigezogen und es hat auch schon wieder aufgehört.